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Von Frauen, Männern und Menschen

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Zum Thema #Aufschrei habe ich versucht es in einem Tweet zusammenzufassen:

Wieso werden immer FRAUEN betrachtet, nie MENSCHEN? Feminismus vergisst 50% aller Menschen #Aufschrei”

Das hat Wachkatze natürlich direkt (absichtlich) falsch verstanden:

@netzhaeuter #aufschrei Interessant zu sehen, das man als Frau anscheinend kein Mensch sei…”

und damit eigentlich nur noch mal sehr schön meinen Punkt untermauert.

Also hier nochmal die ausführliche Grundlagendiskussion:

Die Grundannahme der aktuellen Debatte ist: Es geht um Männer und Frauen. Damit ist aber auch die Frontlinie schon von vorneherein festgelegt. Die ganze Diskussion kann sich nur noch auf genau dieser Linie, zwischen Männern und Frauen, bewegen. Das ist in etwa genau so, als würde man diskutieren wollen, ob Wessis oder Ossis besser sind. Bei einer solchen Diskussion kommt niemals heraus, dass beide Seiten, trotz teilweise unterschiedlicher Lebensumstände und Voraussetzungen, eigentlich nur das Beste im Rahmen ihrer Möglichkeiten und Erfahrungen aus der Situation machen wollen.

Es geht ausschließlich darum, wie Männer mit Frauen umgehen. Nicht wie Frauen mit Frauen umgehen, wie Männer mit Männern umgehen und wie Frauen mit Männern umgehen.
Die Sache ist klar: Der Mann ist der schwanzgesteuerte Täter, die Frau das hilflose emotionale Opfer. Einsachtzig große Bodybuilderinnen kommen in dieser Welt genau so wenig vor, wie 1,60 große Gedichte schreibende schwächliche Romantiker. Die Diversität wird soweit reduziert, bis eine schwarz-weiße Sicht möglich und damit der #Aufschrei am größten ist. Diese Strategie funktioniert seit Jahrhunderten, sei es Mann/Frau, Deutsche/Franzosen, oder Proletariat/Bourgeoisie. Ein Feindbild ist leicht geschürt, die Wirklichkeit wird damit aber nicht abgedeckt.

Feministinnen” die eine solche Diskussion anstoßen erreichen also genau das Gegenteil von Gleichstellung, nämlich Geschlechtertrennung. Damit tun sie auf einer anderen Ebene nichts anderes als Mario Barth mit seiner Gebetsmühlenartigen Wiederholung von Frauenwitzen: Sie zementieren clichés ganz tief ins gesellschaftliche Unterbewusstsein.

Was ich mir wünschen würde, wäre eine grundlegende Diskussion darüber, welche Art von Gesellschaft wir haben wollen und welche Umgangsformen wir in dieser Gesellschaft für angemessen halten. Diese Diskussion fehlt seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten und wurde durch Volumengesteuerten Populismus ersetzt.

Wie können wir eine gerechte, gleichgestellte Gesellschaft erreichen, wenn die Frauen nur für sich selbst kämpfen. Es kann keine echte Gleichstellung der Frau geben, ohne eine Gleichstellung des Mannes, gleichstellung von homo und heterosexuellen, Gleichstellung von intersexuellen Menschen, Gleichstellung von Immigranten.

Muss man sich wundern, wenn die Teile der Bevölkerung, die von vorneherein aus der Diskussion ausgeschlossen werden (oder als “Täter” abgestempelt werden), ablehnend reagieren? Genügend Männer haben unangenehme Situationen im Beruf erlebt, die auf ihr Geschlecht zurückzuführen sind. Eine Lobby haben sie noch viel weniger als die Frauen, weil sie, anders als entsprechende Frauen, nicht als Opfer gesehen werden, sondern als Weicheier. Sexismus von Männern und Frauen gegen Männer ist für mich als langhaarigen Mann alltag.

Sexismus beschränkt sich nicht auf sexuelle Übergriffe. Sexismus ist allgemein eine Diskriminierung oder Andersbehandlung aufgrund des Geschlechts. Und grade Feministinnen, die sich per Definition auf Geschlechterrollen beziehen, sind somit fast immer sexistisch (ohne es selber auch nur ansatzweise zu merken).

Mal ein Beispiel aus meinem Leben: Eine Kollegin (und bekennende Feministin), die einen guten Kopf grösser war als ich, war der Meinung ich müsste alle schweren Sachen heben, weil ich ein Mann, und somit stärker, bin. Da frage ich mich, was für eine Brille diese Frau trägt, das sie zwar mein Genital, nicht aber meine Körpergrösse sehen kann.

Ein anderes Beispiel sind immer wieder auftauchende Stellenangebote mit Formulierungen wie: “Bei gleicher Qualifikation werden Frauen bevorzugt eingestellt”. Grade weil ich mich für Gleichstellung einsetze, kommt mir bei sowas einfach nur die Galle hoch.

Es ist also so, dass viele Frauen die Männer nicht als “Gleiche” behandeln. Die Gleichbehandlung aber für sich fordern. Ganz absurd wird es, wenn sie Gleichbehandlung fordern, wenn es ihnen was nützt und im nächsten Moment eine besondere Behandlung aufgrund ihrer Rolle als Frau fordern, wenn das ihnen mehr nützt.

Was die ganze #Aufschrei Diskussion aber eigentlich am besten zeigt ist, dass sie überflüssig ist. Die Art und Weise wie sie geführt und durch die Medien getragen wird, zeigt doch eigentlich, dass es einen gesellschaftlichen Konsens in der Sache gibt. Männer, die sich auf eine bestimmte Art gegen Frauen verhalten, werden allgemein als Arschlöcher angesehen, bzw. das Verhalten als unangemessen. Es steht Frau damit frei sich entsprechend dem Mann gegenüber zu verhalten, ohne gesellschaftliche Ächtung zu befürchten, bzw. kann sie sogar mit der Unterstützung durch ihr Umfeld rechnen. Es bedarf also keiner grundlegenden Diskussion mehr (genau deshalb dreht sich das Thema auch im Kreis), sondern nur noch der Überlegung, wie man entsprechend unerwünschtes Verhalten am besten verhindern und sanktionieren kann. Und an der Stelle gebe ich gerne ab an entsprechende Psychologen, Rechts- und Arbeitswissenschaftler.

Wenn ihr mit dem Thema dann durch seid, würde ich aber gerne wieder über grundlegendes Reden. Wie soll unsere Gesellschaft beschaffen sein? Wieso gibt es Menschen, die gegen Schwulenehe demonstrieren (und wie können wir diese Menschen aufklären)? Welchen Stellenwert hat Bildung in unserer Gesellschaft? Wollen wir wirklich alle durchs Raster gefallenen als “Faul” abstempeln, oder wollen wir ein menschenwürdiges Leben für alle? Wollen wir Straftaten vermeiden und Täter resozialisieren, oder wollen wir sie nur bestrafen und Rache üben (Auge um Auge, Zahn um Zahn)?
Wollen wir uns als Gesellschaft mit Ursachen auseinandersetzen oder immer nur an Symptomen rumdoktern? Und können gesellschaftliche Prozesse wirklich einzig und allein auf das herumschieben von Geld reduziert werden?

Zum Weiterlesen:

(manche der verlinkten Artikel entsprechen nicht meiner Meinung)


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